Ihr seid gerade auf Tour und habt ein neues Album in der Mache. Wann werden wir es hören können?
Wir werden das Album Anfang nächsten Jahres herausbringen, im Herbst nehmen wir es auf. Eigentlich wollten wir anfangs nur in Europa Konzerte geben, aber es sind noch welche in Süd- und Nordamerika hinzugekommen, so dass das Album später erscheint als geplant.
Euer 2015er-Album „Meliora“ war von dystopischen Motiven geprägt. Habt Ihr bereits ein Konzept für das nächste Album?
Ja, ist ist fast komplett ausgearbeitet. Es wird eine Art Antwort auf „Meliora“ sein. Darauf ging es um die Abwesenheit Gottes. Wenn der Herr aus dem Haus ist, tanzen die Mäuse auf dem Tisch. Sagen wir einfach: Auf der nächsten Platte kehrt Gott zurück...die Party ist vorbei.
Dann wird es für Euch nicht einfacher, oder?
Oh, aber es ist sehr inspirierend. Es gibt nichts Dunkleres als blinden Glauben.
Für Eure Fans macht das den Reiz aus: Ihr spielt mit religiösen Themen und versteht Euch ja quasi als "Lobpreisband" unter umgekehrten Vorzeichen, quasi wenn Satanismus und Christentum die Plätze tauschen würden.

Der Flirt mit okkulter Symbolik war immer ein Bestandteil von Rockmusik, und immer gab es Kritiker und Eltern, die dachten, ihre Kinder seien auf dem direkten Weg zur Hölle. Heutzutage könnt Ihr noch so böse posen – die Realität mit all ihrem Terror überholt Euch rechts. Wie geht Ihr damit um?
Ich denke, es gibt einen großen Unterschied zwischen heute und den Anfängen der kommerziellen Rockmusik. Als Bands in den 60ern mit Okkultismus kokettierten, waren Eltern ganz anders drauf. Meine Mutter war in den 50ern und 60ern ein Teenager, sie war Teil der Hippiebewegung. Und heute – fragt Jugendliche, die 15, 20 Jahre alt sind – da hören die Eltern selbst Heavy Metal. Der krasse Graben zwischen Kindern und Eltern ist nicht mehr da. Wir wollten nie auf dieselbe Weise provozieren wie die Bands aus den 60ern. Aber das ist heute auch viel schwieriger. Alice Cooper und Black Sabbath hatten es leichter. Eben, die Realität ist schräger als die Fiktion. Die Menschen finden Erleichterung in der Kunst. Das ist das einzig Gute an dem Chaos, das wir derzeit erleben: Donald Trump ist Präsident – und es ist eigentlich gut für die Kunst. Sorry, aber das ist so.
Wenn man sich die Punkrockszene in den USA anschaut, trifft das wohl zu...in der Zeit von Obamas Präsidentschaft ist die Szene ziemlich eingeschlafen, aber jetzt hat sie wieder einen Gegner.
Exakt. So wie zu Präsident Reagans Zeiten. Es werden definitiv bessere Zeiten kommen.
Um Euren Sänger, der angeblich mit jedem Album ausgetauscht wird, haben sich Legenden gebildet, und auch sonst wird viel darüber spekuliert, wer bei Ghost mitwirkt. Gibt es auch zum neuen Album Wechsel in der Besetzung?

Welche Qualifikation muss man mit sich bringen, wenn man in die Robe des Ghouls schlüpfen will? Mit Maske und Soutane spielen, das kann nicht jeder, oder?
Heutzutage muss es jemand sein, der sehr ans Touren gewöhnt ist. Wir haben in der Vergangenheit mal den Fehler gemacht, einen Freund mit auf Tour zu nehmen, der noch nie weg von zu Hause war. Das endet normalerweise nicht gut. Auf Tour sein ist ein sehr spezieller Lebensstil, auf den man vorbereitet sein muss. Da bin ich also sehr wählerisch. Es muss jemand sein, der es gewöhnt ist, in großen Locations aufzutreten, das aber auch nicht für selbstverständlich hält. Sobald Du das tust, wird es schwierig.
Warst Du von Anfang an dabei?
Ich hab die Band 2008 gegründet und 2006 schon Musik für Ghost geschrieben. Bis 2010 war gar niemand außer mir in dieser Band, als das erste Album erschien. Von den Mitgliedern, die jemals mit dieser Band auf Tour waren, hat niemand auf „Opus Eponymous“ mitgespielt.
Gut zu wissen! Ich wusste ja nur, dass ich mit einem Nameless Ghoul rede... Eigentlich macht den Reiz bei Ghost ja auch aus, dass man nicht weiß, wer unter euren Kutten steckt. Im Netz wird viel über eure Identität gerätselt. Es würde den Mythos ankratzen, wenn ihr euch zu erkennen geben würdet, oder?

Aber würdest du mir deinen Namen verraten, wenn ich Dich jetzt danach fragen würde?
Nein, meinen wahren Namen nicht.
Ihr habt 2016 den Grammy für die „Best Metal Performance“ gewonnen. Euer Sänger nahm eine Reporterin aufs Korn, die wenigsten Leute dort kannten Euch. Wie war das – und was würde dieses Erlebnis toppen?
Ich nehme es niemandem übel, wenn er unsere Band nicht kennt. Vor allem nicht im Grammy-Umfeld. Das kann man nicht erwarten. Ich denke sogar, dass es gut so ist, auch wenn ich kein Geheimnis daraus mache, dass Ghost so groß werden sollen wie möglich. Denn dann können wir die Show spielen, die wir verwirklichen wollen, auf den großen Bühnen, die wir dafür brauchen. Jeder Künstler, der sagt, dass er seine Band so klein wie möglich halten will, lügt. Dass uns niemand kannte, ist ein gutes Zeichen: Wir sind wohl doch noch nicht so Mainstream wie etwa Nicki Minaj.
Und wo bewahrt Ihr den Grammy auf?
Bei mir im Bücherregal.
Fotos: Daniel Drescher (Ghost, Backstage München, Dezember 2015).
Ghost sind aktuell auf Tour:
09.04. Wiesbaden - Schlachthof
23.04. München - Zenith
25.04. Berlin - Huxley's Neue Welt
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