Willkommen in der Welt von Jeff
Rosenstock, wo sich die Punkgitarren mit den 8-Bit-Sounds die Hand
geben und man immer kurz vorm Durchdrehen scheint. Der Mann, den man
vielleicht von seinem Musikprojekt „Bomb The Music Industry!“
kennt, veröffentlicht mit „We cool?“ seine neue Soloplatte. Und
die entpuppt sich als Trip durch einen, öhm, trippigen Bonbonladen,
in dem Dir die Jelly Beans um die Ohren fliegen.

Diese Gameboy-Sounds tauchen auch nochmal in „Polar Bears of Africa“ auf und veredeln ja eh grundsätzlich Songs (man höre auch My Morning Jackets „Touch me I'm going to scream part 2“). „Hey Allison“ ist ein kann knapp zweiminütiger Feger, der Pogotänze geradezu provoziert. Das Album zerfasert gegen Ende, die letzten drei Songs wirken wie kauzige Songskizzen, die sich gegen gängige Schemata auflehnen. „Darkness Records“ macht den Sprung von Mitsing-Hymne über Schraddel-Orkan und lässt Streicher, Klarinetten und nochmals ein Glockenspiel den Song leise ausklingen. 36 Minuten Wahnwitz mit überbordender Gitarrenpower. Da kann man beinah ausblenden, dass sich der amerikanische Musiker auf dieser Platte mit seinen langjährigen Depressionen auseinandersetzt.
Jeff Rosenstock hat eine bewegte
musikalische Vergangenheit. Zulettzt machte er als Produzent des
gefeierten Debüts der Smith Street Band von sich reden. Jetzt hat er
zusammen mit Hard-Girls-Gitarrist Mike Huguenor, Kevin Higuchi
(Schlagzeuger der Bruce Lee Band) und dem früheren
Bomb-the-Music-Industry!-Bassisten John DeDomenici zwölf Songs live
auf Tape aufgenommen. Das Ergebnis klingt knarzig, direkt und wie ein
bierseliger Ritt auf einem schmalen Grat zwischen Wahnsinn und Genie.
Denn natürlich kennt man die Zutaten, musikalische Innovationen sind
es nicht, die diese Platte groß machen. Es ist der zupackende,
Rock'n'Roll-Arbeiter-mäßige DIY-Ethos, der mit jeder Note
mitschwingt. Der Mix von Jack Shirley (Tony Molina, Joyce Manor,
Deafheaven) macht das Ganze zu einer voluminösen, irren
Angelegenheit für Freunde unangepasster Punkrock-Klänge.
"We Cool?" von Jeff Rosenstock ist am 6. März via Side One Dummy erschienen. Das Video zu "Nausea" ist hier zu sehen:
Jeff Rosenstock - "Nausea" from Bryan Schlam on Vimeo.
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